Das ist doch irre: Springt der Bürgermeister etwa auf den Zug der Freien Wähler? Hatte doch der Fraktionsvorsitzende Chr. Vollmert in seinen Haushaltsreden 2015 und 2016 den jeweiligen Haushalt vor allem auch wegen des enormen Ansatzes für die Sauna verworfen. Er sei nicht generationengerecht und nicht nachhaltig. Und nun ahnt der Bürgermeister: „Man muss schon fragen, ob das noch eine Zukunft hat“ und sieht sich laut WP „eher auf der Seite der Skeptiker“: Also bei den Freien Wählern.
In zwei aufeinander folgenden Tagen zeichnet die WP zwei Problemwelten der Kommunalpolitik in Finnentrop. Heute die Sauna, gestern die Migrationsquote. Beides gehört zusammen. Der Bürgermeister kennt diesen Zusammenhang: Es gehe in einer Gemeinde darum, „sich um Daseinsvorsorge zu kümmern“. In seinem Interview mit der WP erwähnt der Bürgermeister die Problemzone „Zentrumsbereich“. Es ärgert mich seit Jahrzehnten, dass die Verwaltung darauf nicht reagiert. Wie will sie denn die Problemzone angehen? Alle bisherigen Strategien haben nichts gebracht außer dem Abriss vorhandener gewachsener Kernsubstanz. Herz und Seele wurden radikal entfernt. Eine Ortsentwicklung ist aber die tragende Säule der „Daseinsvorsorge“. Die Entwicklung eines gesamten Ortes geschieht von einem Zentrum aus. Das ist eine alte Weisheit, die derzeit wieder stärker ins Bewusstsein rückt. Das alles kann man bei Heribert Prantl („Gebrauchsanweisung für Populisten“) wunderbar nachlesen und studieren. „In der Mitte der Dörfer dürfen keine Löcher sein.“
In Finnentrop schaut man überall in diese Löcher, ob im Ortskern oder in allen Ortsteilen. Sie reißen sich seit Jahren auf. Wo sind die Pläne für eine zukunftsfähige Infrastruktur? Fehlanzeige! Und darum fällt die hohe Migrationsquote auch nicht vom Himmel. Sie ist eine logische Folge städtebaulicher Fehlentwicklung. Deshalb kann auch der hohe Migrationsanteil in den Schulen nicht überraschen.
Wer die kommunale Selbstverwaltung lobt, sollte alle Entscheidungen des Rates zwingend der „Daseinsvorsorge“, der Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit unterordnen. Das gilt für die kommunale Bildungspolitik genauso wie für die kommunale Wirtschaftspolitik und auch für die kommunale Finanzpolitik. Also weg mit den hohen Kosten für die Sauna und endlich her mit einem vernünftigen tragbaren städtebaulichen Konzept.
Ich freue mich über die frischen Einsichten des Bürgermeisters, die sich seit zwei Tagen voll auf die Linie der Freien Wähler zubewegen.
Clemens Bernemann