Clemens Bernemann hat die Zustände unnachahmlich auf den Punkt gebracht. Er beschreibt das Lebensgefühl einer Generation Finnentroper, die mit ansehen muss, was aus ihrem Heimatort geworden ist. Das diese Entwicklung nicht zwingend vorgegeben war, zeigen exemplarisch unserer Nachbarstädte Attendorn und Lennestadt.
Auch treffend brachte dieses Gefühl ein französischer Freund auf den Punbkt der mich fragte :“ Warum lebst du in einem Ort mit Abwesenheit von schön?“.
Hier der Leserbrief von Clemens Bernemann
„IHK-Zentrumsmonitor für Finnentrop vorgestellt“, heißt es in der WP vom 9. März 2019. Darin geht es um den Einzelhandel auch im Zentrum am Bahnhof.
Das Untersuchungsergebnis bringt Frau Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein auf die Formel: „Der Einzelhandel ist hier eher unattraktiv“. Es macht „auch keinen Sinn, an Stellen, wo Einzelhandel weggestorben ist, neuen anzusiedeln“.
Im Klartext bedeutet dies: Finnentrop ist tot. Tote soll man gefälligst ruhen lassen. Gut, dass wir mal wieder über den Einzelhandel und ein Zentrum geredet haben.
Bereits im Oktober 2012, hat sich nämlich die Gemeinde ein Einzelhandelskonzept mit hohen Kosten auch für den Bereich am Bahnhof entwickeln lassen und verpflichtet, dieses umzusetzen. Gelandet ist das Konzept in der Schublade, und der jetzige Zentrumsmonitor landet auch genau dort, wenn nicht in der Mülltonne.
Schließlich gibt es in Finnentrop in der Tallage davon satt. Überquellende Mülltonnen am Straßenrand, ganztägig, ganzwöchentlich, ganzjährig, immer. Glascontainer überall gut sichtbar, am Ortseingang, in der Ortsmitte, überall. Es wäre doch mal ein Anfang, den Ort davon zu befreien, um ihn ein bisschen – ich mag es kaum sagen – aufzuhübschen.
Dieses üble Aussehen Finnentrops in der Tallage ist das Ergebnis einer jahrelangen Vernachlässigung und Missachtung der Kernsanierung. Mit dem Abriss des Bahnhofsgebäudes und der Errichtung eines Supermarktes auf einem Filetgrundstück der Gemeinde ohne jegliches städtebauliche Konzept beschleunigte sich dieser Vorgang der Verelendung. Ausschließlich die Freien Wähler und deren Fraktionsmitglieder haben immer wieder gemahnt, gewarnt und Vorschläge zur Kernsanierung vorgetragen. Zuletzt im Jahre 2016, nachdem der damalige Minister Michael Groschek, zuständig u. a. für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW, in Finnentrop zu Besuch war und Hilfen des Landes zur Kernsanierung des Metten Industriekomplexes zugesagt hatte. Er hat geradezu sehnsüchtig auf ein Konzept der Gemeinde gewartet. Die Freien Wähler haben auch dies angemahnt, die GroKo im Rat der Gemeinde nicht. Und deshalb ist natürlich auch nichts geschehen.
Schon vor mehr als 15 Jahren habe ich davor gewarnt, dass eine Gemeinde, die kein Zentrum hat, mit allen ihren Ortsteilen aussterben wird. Beispielhaft sind diese Symptome erkennbar: Sterben der Gasthäuser, starker Einbruch im Tourismus, Zusammenlegung von Grundschulen, Rückgang der Bevölkerung in allen Altersschichten, Verstärkung des Verkehrsaufkommens in der Tallage, stetige Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Ortsteil Finnentrop, Zerstörung der Landschaft im Frettertal über die angedachte Errichtung von Windkraftanalagen. In Fragen der Kooperation mit anderen Sparkassen musste man an Hecken und Zäune gehen. Realschule und Hauptschule wurden zugunsten der Gesamtschule aufgelöst. Und laut WP-Bericht vom 8. März dieses Jahres sind dort „die Zahlen (gemeint sind Anmeldezahlen für das neue Schuljahr an der Gesamtschule) … dramatisch…“ (Heß, Bürgermeister). Was kommt als nächstes?
Es macht keinen Sinn mehr, den Symptomen mit Schmerzmitteln zu begegnen. Finnentrop muss sich ganz neu denken.
Clemens Bernemann